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Geschrieben, produziert und übersetzt vom SF Team: J.Hawk, Daniel Deiss, Edwin Watson, Eugen Kieber
Während das nächste Rüstungsprogramm der russischen Föderation (GPV) erst Anfang Juli offiziell veröffentlicht wird, ist der allgemeine Umfang durch eine Reihe von offiziellen und inoffiziellen Ankündigungen über die zukünftige Richtung welche die russischen Streitkräfte einschlagen werden bereits bekannt. Die Prioritäten des GPV spiegeln das wahrgenommene Spektrum an Bedrohungen der Russischen Föderation wider und die Prioritäten des GPVs liegen eindeutig bei den Bodentruppen, die trotz der jüngsten Wirtschaftskrise, welche noch nicht vollständig überwunden ist, durch eine rasante Modernisierung aufrechterhalten werden. Die politische Instabilität der Europäischen Union, der Aufstieg der Nationalisten in der Ukraine, die baltischen Staaten und die offizielle Feindseligkeit der NATO gegenüber Russland sowie die sprunghafte Außenpolitik der Trump-Regierung gezwungen, die globalistische Fraktion der US-Elite zu beachten, weist alles darauf hin das es für Russland notwendig ist seine Fähigkeiten zu stärken um sich gegen einen groß angelegten Landkrieg in absehbarer Zukunft wehren zu können. Die andere Priorität die in den verfügbaren Informationen bezüglich des GPV offensichtlich zu erkennen ist, ist der Wunsch, Material das “gut genug” Einsatzbereit zu haben, anstatt nachträglich “perfektes” Material, wie sich aus der verzögerten Beschaffung einiger derzeit in Entwicklung befindlichen Systemen ergibt.
Die Bodentruppen werden nicht nur in ihrer Anzahl erweitert, sondern auch weiterhin ihren Gerätepark modernisieren und aufrüsten. Während bis 2025 der Hauptkampfpanzer T-72B3 oder seine nachgerüstete Version am häufigsten im Einsatz sein wird, glauben russische Quellen, dass pro Jahr 20–30 Fahrzeuge der T-14 MBT von der Armata Serie angeschafft werden. Die erste Bestellung für 100 Fahrzeuge wurde bereits in Auftrag gegeben.
Die Entwicklung der Infanterie-Kampffahrzeuge Kurganets und Bumerang ist andererseits ein paar Tücken getroffen, so dass sie frühestens 2019 in den Dienst kommen werden. Als Überbrückungsmaßnahme wird das russische Militär weiterhin die Berezhok-Upgrade-Kits für den BMP-2 IFV beschaffen, mehrere hundert neue BMP-3 IFVs anschaffen und die bestehende Flotte überholen. Land gestützte Luftabwehrsysteme sowie Abwehrsysteme gegen ballistische Raketen werden auch eine der Hauptprioritäten, weshalb die Streitkräfte BUK-M3, TOR-M2 und S-300V4 und S-400 Raketensysteme erhalten. Die zukünftige S-500, die sich noch in der Entwicklungsphase befindet, wird innerhalb der nächsten Laufzeit des GPV voraussichtlich nicht angeschafft werden.
Die größte prognostizierte Veränderung des neuen GPV in Bezug auf die Luftwaffe wird die Verschiebung des strategischen Bomberprogramms PAK-DA sein, das in absehbarer Zeit aufgrund der laufenden Bemühungen die Produktion von TU-160 Bombern wieder aufzunehmen um 50–60 solcher Bomber anzuschaffen sowie die bereits vorhandene Flotte auf den TU-160M2 Standard zu Modernisieren als überflüssig angesehen wird. Die Entwicklung des PAK-FA wird wie bisher fortgesetzt und das Flugzeug wird in den kommenden Jahren in die Serienproduktion kommen. Allerdings werden die meisten Flugzeuge, die unter dem neuen GPV beschafft werden, die bereits vorhandenen, im Himmel über Syrien bewährten Entwürfe, nämlich SU-35, SU-34 und SU-30, sowie eine Reihe von MIG-35 Leichtgewicht Kampfjets, und natürlich die KA-52 und MI-28N Kampfhubschrauber sein.
Woran beim GPV nicht gespart werden wird, ist die Anschaffung von Munition, da laut vorhersagenden Aussagen von hochrangigen Beamten der Bestand des russischen Militärs an präzisionsgelenkter Munition sich in den kommenden Jahren verdoppeln wird was sich aus einer weiteren Lektion, die man bei den Ereignissen in Syrien gelernt hat, ergeben hat.
Die Marine spielt im neuen GPV hingegen eine relativ bescheidene Rolle. Weder der Flugzeugträger Shtorm noch der nuklear angetriebene Zerstörer Lider dürfte in der nächsten Laufzeit des GPV fertiggestellt werden. Stattdessen werden die vorhandenen Schiffe, einschließlich des Flugzeugträgers Admiral Kuznetsov und der schweren Raketen-Kreuzer, großen Umrüstungen unterzogen werden, um auf die neuen Raketensysteme umzubauen, und die ozeanische Eskorte wird mit einer vergrößerten Variante der Baureihe Admiral Gorshkov Fregatte optimiert, um Flächenabdeckende Luftabwehr bereitzustellen, zusätzlich eine Rolle spielen. Eine Lösung die von vielen europäischen Flotten angenommen wird, denen Zerstörer zu teuer waren. Der Bau von Raketenkorvetten und leichten Fregatten, Schiffe, die sich im Kontext des syrischen Konflikts mehr als bewährt haben, wird ebenso unvermindert bleiben sowie auch die Anschaffung von konventionellen und nuklear betriebenen U-Booten. Es wird keine Änderung bei den spezifisch arktischen Marine-Anschaffungen geben.
Der neue GPV ist neben einer Antwort auf westliche Aktionen und einer Reflexion von Lehren aus jüngsten Konflikten auch eine stillschweigende Bestätigung der traurigen Tatsache, dass Russland nur, weil es relativ immun gegen politischen und militärischen Druck ist im Westen als würdiger Partner für Verhandlungen wahrgenommen wird. Wie zuvor wird beabsichtigt diese Waffen nur, als letzt mögliche Option einzusetzen.