Außenpolitiker der USA haben damit experimentiert, Propaganda in die Sozialen Medien einzupflanzen und diese dann als Beweis zur Unterstützung ihrer Ziele zu zitieren. Ein Vorgang wie er sich gerade beim syrischen „Regimewechsel“ abspielt, erklärt Rick Sterling.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Consortiumnews – Übersetzung von FritztheCat
Die Manipulation der öffentlichen Wahrnehmung hat mit dem Aufstieg mächtiger sozialer Medien neue Höhen erreicht. Facebook, Twitter und Google sind Multimilliarden-Dollar-Konzerngiganten, die die öffentliche Meinung gewaltig beeinflussen. Die Kampagnen in den Sozialen Medien beinhalten das „Anfeuern“ von Facebook-Posts, die bezahlte Förderung von Tweets und einseitige Resultate in Suchmaschinen.Marketing- und Werbefirmen benutzen die Soziale Medien zum Werben von Kunden. Manager der US-Außenpolitik heuern diese Firmen an, um die öffentliche Wahrnehmung zugunsten einer Unterstützung der außenpolitischen Ziele der USA zu beeinflussen.
Beispielsweise hat die Außenministerin Hillary Clinton dafür gesorgt, dass Twitter bei den Straßenprotesten im Iran nach der Wahl 2009 funktionierte. [Anm.d.Ü.: anstehende Wartungsarbeiten wurden verschoben.] Sie stellte sicher, dass Twitter einsatzbereit war, um Nachrichten über Proteste nach der Wahl und über den seltsamen Tod einer jungen Frau zu verbreiten. (S.423, „Hard Choices“; Hillary Clinton; geb. Ausgabe)
An dem weit verbreiteten falschen Verständnis zum Konflikt in Syrien kann man das Ergebnis ähnlicher Medienmanipulationen sehen. Wie mit der Dämonisierung der syrischen Regierung und Führung und dem geschickten Gebrauch der Sozialen Medien durch Anti-Regierungs-Aktivisten. Die meisten Menschen im Westen wissen aufgrund des Einflusses der Massenmedien und vieler alternativer Medien gar nicht, dass Bashar al Assad bei vielen Syrern beliebt ist. Und sie haben auch nicht mitbekommen, dass Assad vor zwei Jahren eine Wahl gewonnen hat.
Bei den syrischen Präsidentschaftswahlen im Juni 2014 gab es drei Bewerber. Die Wahlbeteiligung betrug 73%, davon stimmten 88% für Assad. In Beirut waren die Straßen voll mit syrischen Flüchtlingen, die auf dem Weg zur Stimmabgabe in der syrischen Botschaft waren. Hunderte syrischer Bürger aus den USA und anderen westlichen Ländern flogen zum Wählen nach Syrien, weil die syrischen Botschaften in Washington und anderen westlichen Hauptstädten abgeriegelt wurden.
John Kerry hat die syrischen Wahlen schon vor den Wahlen als eine „Farce“ verurteilt und eine Marketingfirma namens „The Syria Campaign“ hat einen Feldzug gestartet, um das Wissen zur syrischen Wahl zu blockieren. Zusammen mit der Dämonisierung von Präsident Assad haben sie eine Kampagne gestartet, die auf Facebook zu einer Zensur von Informationen zur syrischen Wahl geführt hat.
Das Ausbrüten von Propaganda
„The Syria Campaign“ wurde von einer größeren Firma ausgebrütet, genannt „Purpose“. Nach Angaben ihrer eigenen Webseite haben sie „The Syria Campaign“ „ausgebrütet“. Die Webseite der Firma sagt: „Purpose schafft von Grund auf neue Bewegungen, Marken und Organisation um die komplexen globalen Herausforderungen anzusprechen. Wir wenden diese Erfahrung als Erschaffer von Bewegungen auf unsere Zusammenarbeit mit progressiven Firmen, nicht gewinnorientiert und menschenfreundlich und helfen ihnen dabei, Zweck und Teilnahme ins Herz ihres Schaffen zu legen.“
Die größte Leistung der „Syria Campaign“ war die Markteinführung und Förderung der „Weißhelme“ (White Helmets). Die „Weißhelme“, auch bekannt als „Syria Civil Defence“, begannen mit einem britischen Militärdienstleister, James LeMesurier. Er bildete einige Syrer in der Türkei im Rettungswesen aus. Finanziert wurde das durch die USA und UK. Sie haben den Namen von einer echten Syria Civil Defence gestohlen. So wurde vor kurzem in einem Bericht aus Aleppo dokumentiert.
Die „Weißhelme“ werden im Westen als zivile Freiwillige beworben die Rettungsarbeit leisten. Am 22. September 2016 wurde verkündet, dass der „Right Livelihood Award“, der sogenannte „alternative Nobelpreis“ an die von den USA/UK geschaffenen Weißhelme verliehen wird, „für ihren unerschrockenen Mut, ihre Leidenschaft und humanitäres Engagement bei der Rettung von Zivilisten aus den Zerstörungen des syrischen Bürgerkriegs“.
Aber die Weißhelme sind zum größten Teil ein Propagandawerkzeug zur Förderung einer westlichen Intervention in Syrien. Im Gegensatz zu einer legitimen Hilfsorganisation wie dem Roten Kreuz oder dem Roten Halbmond arbeiten die „White Helmets“ nur in Gebieten die von der bewaffneten Opposition kontrolliert werden. Wie dieses Video zeigt, entsorgen die White Helmets die Leichen derer, die von den Terroristen exekutiert wurden. Sie behaupten, sie seien unbewaffnet, sind es aber nicht. Und sie behaupten fälschlicherweise, sie seinen neutral.
Viele der Videos aus den von al Qaeda/ den Terroristen dominierten Gebieten in Syrien benutzen das „White Helmtes“-Logo, denn die Weißhelme arbeiten mit diesen extremistischen Gruppen zusammen. Sie sind vorrangig ein Werkzeug des Medien-Marketing, um öffentliche Unterstützung zu gewinnen für eine weitere Unterstützung der bewaffneten Opposition und auch zur Dämonisierung der syrischen Regierung.
In der Presseveröffentlichung von Right Livelihood heißt es, dass sich die Weißhelme „weiter deutlich für ein Ende der Feindseligkeiten im Land aussprechen“. Aber das stimmt auch nicht. Die Weißhelme fordern ausdrücklich eine US/NATO-Intervention mittels einer „Flugverbotszone“. Dann würden die Angriffe und die Zerstörung der Flugabwehrstellungen und der Flugzeuge folgen.
Eine große kriegerische Handlung
Die Übernahme des Luftraums über einem anderen Land ist eine Kriegshandlung, die einer größeren US-Militäroperation bedarf. So sagen hochrangige amerikanische Generäle.
Die New York Times berichtete, dass General Martin E. Dempsey, der Vorsitzende der Stabschefs 2012 dem Weißen Haus mitteilte, dass die Durchsetzung einer Flugverbotszone in Syrien bis zu 70.000 amerikanische Kräfte erfordern würde. Um das syrische Luftverteidigungssystem zu zerstören und danach eine rund um die Uhr Luftraumüberwachung in Syrien durchzusetzen.
General Carter Ham, ehemaliger Kommandeur des US Africa Command, der 2011 die Luftangriffe in Libyen beaufsichtigte, sagte zu CBS News: „Ich ärgere mich manchmal wenn die Leute sagen, ‚macht doch eine Flugverbotszone‘, als wäre das etwas fast keimfreies, ein leicht zu erreichendes militärisches Ziel. Es ist außerordentlich schwierig…“
„Als erstes beinhaltet es – wir sollten da nicht drum herum reden. Als erstes beinhaltet es das Töten einer Menge Menschen und die Zerstörung der syrischen Luftverteidigung und jener Menschen, die diese Systeme bedienen. Und dann beinhaltet es die Zerstörung der syrischen Luftwaffe, vorzugsweise am Boden, wenn nötig in der Luft. Das sind heftige Kampfhandlungen, die den Verlust vieler Menschenleben zur Folge haben und das Risiko für unser eigenes Personal erhöhen.“
Mit anderen Worten: Der Aufruf zu einer „Flugverbotszone“ ist kein Ruf nach friedlichen Lösungen. Er sehnt sich nach einem blutigen Kriegsakt der USA gegen Syrien, eine Nation die keine Gefahr für Amerika darstellt. Das würde ziemlich bestimmt auch gegen internationales Recht verstoßen, da eine Resolution des UN Sicherheitsrats ein Veto Russlands und wahrscheinlich Chinas zur Folge hätte.
Und die Weißhelme haben nie kritisiert oder dazu aufgerufen, die Finanzierung extremistischer Organisationen einschl. Nusra/al Qaeda einzustellen. Im Gegenteil, die Weißhelme sind in aller Regel in diese Organisationen eingebettet, sogar die USA definieren diese als „Terroristen“. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum dem Oberhaupt der White Helmets, Raed Saleh, die Einreise in die USA verweigert wurde.
Die ausländische und mit Marketingfirmen durchgeführte Gründung der Weißhelme wurde vor über eineinhalb Jahren aufgedeckt. Seither enthüllte Vanessa Beeley die Organisation in aller Tiefe in Artikeln wie „Wer sind die Weißhelme?“ und „Krieg durch Täuschung“.
Trotz dieser Enthüllungen ist das Verständnis über die Weißhelme begrenzt. Viele liberale und progressive Menschen haben die Propaganda und die Falschinformationen über Syrien kritiklos akzeptiert. Viele der progressiven Medien haben kritische Untersuchungen wirksam blockiert oder zensiert, inmitten einer Flut aus Propaganda über „Fassbomben“ die der „brutale Diktator“ und sein „Regime“ abwerfen.
Letzte Woche erschien auf Netflix eine 40-minütige Dokumentation über die „White Helmets“. Im Grunde handelt es sich um einen Werbefilm. Ein großer Teil davon spielt in der Türkei, man sieht Auszubildende in ihren Hotelzimmern, wo sie leidenschaftliche Telefongespräche nach Syrien führen um das Schicksal ihrer Familien in Syrien herauszufinden.
Das Motiv „Familienwerte“ zieht sich durch den ganzen Film. Es ist ein geschickter Marketingansatz. (Anm.d.Ü.: im Duran steht hier noch „…besonders bei Frauen“)
Die politische Botschaft des Films ist ebenso deutlich: nach einem Bombenangriff „sind es die Russen … sie sagen sie bekämpfen ISIS, aber sie beschießen die Zivilbevölkerung.“
Der Film enthält auch bereits veröffentlichte Videos der Weißhelme wie die Rettung des „Miracle Baby“. Man kann darüber streiten ob der Vorfall echt oder inszeniert ist. Das Video enthält selbstlobende Äußerungen wie „Ihr seid die wahren Helden“. Ohne Zweifel gibt es mitten in einem Krieg echte Rettungsaktionen, aber viele der Videos, die vorgeben, die Helden bei der Arbeit zu zeigen, machen einen irrealen und gekünstelten Eindruck, so wie hier aufgedeckt.
Wie die Progressiven getäuscht werden
Die „Alternativen Medien“ im Westen haben zum Syrienkonflikt die Massenmedien wiedergekaut. Die Folge ist, dass viele progressive Personen und Gruppen verwirrt sind oder schlimmer. Zum Beispiel hat die Aktivistengruppe CodePink eine Pressemitteilung herausgegeben, die für das White Helmets Propagandavideo auf Netflix wirbt.
Dieses Video der Weißhelme wurde von Grain Media und Violet Films/Ultra-Violet Consulting produziert. Letztere bezeichnet sich selbst als eine Marketing-Firma, die auf soziales Medienmanagement, die Bewerbung von Zuschüssen, Netzwerkknüpfung und die Initiierung von Kampagnen spezialisiert ist. Bleibt nur noch die Frage: Wer hat sie bezahlt um dieses Video zu produzieren?Es gibt wachsenden Widerstand gegen diese Manipulation und Täuschung. Als Antwort auf eine Petition, den White Helmets den Friedensnobelpreis zu verleihen, gibt es eine Gegenpetition bei Change.org. Die Right Livellihood Awards wurden ja gerade vergeben und es wird in Kürze eine Petition gestartet die die Rücknahme des Preises an die White Helmets fordern wird.
Die Geschichte der White Helmets ist in Grunde ein „Wohlfühl“-Schwindel. Damit soll die öffentliche Wahrnehmung zum Syrienkonfllikt und der Drang nach einem „Regimewechsel“ manipuliert werden. Dafür wurden riesige Summen an „Purpose“ gezahlt, um die Marke The Syria Campaign „auszubrüten“ und um auf Facebook, Twitter usw. für die Weißhelme zu werben. Und deshalb hat man noch mehr Geld ausgegeben, um einen selbstherrlichen Dokumentarfilm zu drehen.
Die Juroren von Right Livelihood wurden womöglich durch diese Dokumentation beeinflusst, denn eine kritische Untersuchung der Fakten zu Syrien ist sehr rar. Das wirft ein düsteres Licht auf die Medien. Wie der alte Kriegskorrespondent Stephen Kinzer kürzlich schrieb:
„Die Berichterstattung zum Syrienkrieg wird als eine der schändlichsten Perioden in der amerikanischen Pressegeschichte in Erinnerung bleiben.“
Rick Sterling ist Investigativjournalist und Mitglied des Syria Solidarity Movement.
Man lese dazu auch die neusten Erkenntnisse von Jürgen Todenhöfer aus Syrien/Aleppo.
http://www.ksta.de/politik/interview-mit-al-nusra-kommandeur–die-amerikaner-stehen-auf-unserer-seite–24802176