Ursprünglich erschienen bei Young German
Kanada, Dänemark, USA, Norwegen und Russland. Fünf Mächte pokern auf dem Dach der Welt um die Rohstoffe, welche sich unter dem arktischen Ozean befinden. Es geht um viel Geld und politische Macht. Es hat ein Wettrennen um Brennstoffe in der Arktis begonnen. Denn etwa 20% der Reserven werden unterhalb der Arktis vermutet. Für Russland alleine ist die Kontrolle über diese Nordregion von lebenswichtiger Bedeutung, da sich über 90% der russischen Gasfelder in der Arktis befinden. Im hohen Norden ist ein Wettkampf entbrannt, welcher von unseren Medien wenig Aufmerksamkeit erhält und dennoch von enormer Gewichtung für die Geopolitik ist.
NATO hin oder her – Russland expandiert die Defensive
USA, Kanada und Dänemark. Es handelt es bei diesen Nationen eigentlich um Verbündete gegen Russland. Allerdings erweist sich die Findung eines gemeinsamen Konsens bei der Arktis-Frage als schwierig für diese eigentlich verbündeten Nationen, da jede von ihnen individuelle Gebietsansprüche in der Arktis hat. Über Grönland versucht Dänemark seine Kontrolle über etwa 900.000 Quadratkilometer auszuweiten. Hinzu kommt, dass die Nordostpassage entlang der russischen Küsten zumindest im Sommer teilweise Eisfrei und damit gut befahrbar sein wird. Kanada, die USA und natürlich Russland und Dänemark erkennen darin eine mögliche Handelsroute, welche den Warenverkehr unheimlich befeuern würde. Alle Nationen erheben Gebietsansprüche. Selbst Norwegen versucht ein Stück vom Kuchen zu bekommen. Die sich überschneidenden Ansprüche führen jedoch zu Konflikten innerhalb der westlichen Allianz, dessen einziger gemeinsamer Nenner bisher die Eindämmungsstrategie gegenüber Russland ist, welches seine militärische Leistungsfähigkeit im Norden wesentlich erhöht. Bis zu 6 Milliarden Dollar möchte Moskau in die Modernisierung seiner militärischen Fähigkeiten in der Arktis investieren: Es kommen neue Eisbrecher (Russland besitzt mit über 40 mit Abstand die meisten Eisbrecher der Welt), militärische Flughäfen, Radarstationen und Truppen. Russische Spezialeinheiten, darunter auch Fallschirmjäger, üben ähnlich wie das Atlantikbündnis die Kriegsführung im hohen Norden. Während die NATO mit Operation „Cold Response“ den Krieg im Norden probt, zieht Russland mit seinen Kontrahenten gleich und schickt das „Vereinigte strategische Kommando NORD“ in den (noch) fiktiven Kampf um die Arktis. Russlands Streitkräfte litten seit Jahrzehnten unter Verschleißerscheinungen. Nach dem Kalten Krieg verrotteten die Polarmeerflotten der Russen in ihren Häfen. Damit soll bald Schluss sein. Präsident Putin hat verlauten lassen, dass eine grundlegende Modernisierung russischer maritimer Fähigkeiten ansteht. Man sollte hier nicht vergessen, dass alle Teilnehmer an diesem „Great Game“ bisher noch in ihren eigenen Staatsgrenzen expandieren und es zu keiner Konfrontation gekommen ist. Russlands Strategie kontert die Eindämmung durch die NATO durch eine Verstärkung der eigenen Defensive. Im Kreml sollte man jedoch nicht der Versuchung erliegen, es mit den USA in Sachen Marine aufnehmen zu wollen. Eisbrecher hin oder her – Russland bleibt eine Landmacht und die USA eine Seemacht.
Kann der stille Konflikt im Norden heiß werden? Vermutlich ohne eine Eskalation im Ganzen. Für sich alleine genommen ist es verhältnismäßig ruhig dort oben und es scheint so, dass man zumindest noch miteinander redet. Sowohl Russland als auch die westlichen Nationen lassen zwar ihre Muskeln spielen, achten jedoch die Grenzen des jeweils anderen. Noch ist das Polareis ja auch noch nicht geschmolzen.