German edit by John T. Sumner, exclusively for SouthFront
Am vergangenen Wochenende wurde die Provinz Idlib erneut zum Hauptbrennpunkt des Konflikts in Syrien.
Am 30. November starteten Hayat Tahrir al-Sham, die von der Türkei unterstützte Nationale Befreiungsfront, und mehrere ausländische Dschihadisten-Milizen, darunter die Turkistan Islamic Party und Ajnad al-Kavkaz, einen Großangriff auf Stellungen der syrischen Armee im Südosten von Idlib.
Die Kampfhandlungen begannen damit, dass eine Armeeeinheit in der Nähe des Tell-Damms in einen Hinterhalt gerieten. Berichten zufolge wurden dabei 6 Soldaten getötet und 5 weitere gefangen genommen. Daraufhin griffen Milizionäre an und eroberten die Dörfer Sarjah, Ejaz, Rasm al-Ward und Istablat. Pro-militante Quellen gaben an, dass dort mindestens 2 Einheiten militärischer Ausrüstung der Armee zerstört worden seien.
Vor Ort aufgenommene Fotos und Videos zeigten, dass die Terroristen in vielen Fällen von der Türkei gelieferte Waffen benutzten, wie HY-12-Mörser und Panzerabwehrwaffen vom Typ HAR-66.
Syrische und russischen Luftwaffenverbände reagierten mit heftigen Luftangriffen auf Fahrzeugkolonnen und Stützpunkte der Militanten und leisteten den Soldaten bei der Verteidigung ihrer Positionen Luftunterstützung. Wie immer behaupteten militante Quellen, dass diese Luftschläge nur zivile Ziele getroffen hätten.
Am 1. Dezember startete die syrische Armee eine Gegenoffensive auf Ejaz. Regierungstruppen rückten auch wieder in Sarjah und die umliegenden Gebiete ein. Die Kampfhandlungen dauern zur Stunde noch an.
Die jüngste Eskalation in Süd-Idlib könnte zur Wiederaufnahme von Feindseligkeiten in großem Maßstab und zu einer neuen Bodenoffensive der syrischen Armee in der Region führen. Der Großraum Idlib wird eine Zone der Instabilität bleiben, solange Milizen wie Hayat Tahrir al-Sham und ihre Verbündeten dort noch Handlungsfreiheit haben. Diese Bedrohung sollte deshalb beseitigt werden.
Die Nationale Befreiungsfront ist eine von der Türkei unterstützte Koalition militanter Gruppen und ein Teil jener, von der Türkei kontrollierten Fraktion, die als Syrische Nationale Armee bekannt ist. Die „Syrische Nationalarmee“ bildet den Hauptbrückenkopf der Türkei im Nordosten Syriens. Daher trägt die Regierung von Ankara zumindest eine Teilverantwortung für feindliche Handlungen ihres Vasallen.
Gleichzeitig hat sich die Lage im Nordosten Syriens weiter stabilisiert. In den letzten Tagen waren keine intensiven Kämpfe zwischen türkisch geführten Streitkräften und den kurdisch dominierten syrischen Demokratischen Kräften mehr zu verzeichnen.
Am 30. November richtete die russische Militärpolizei in der Grenzstadt Amuda im Norden von al-Hasaka einen Beobachtungspunkt ein. Die Stellung befindet sich in einem großen Gebäude, das Berichten zufolge früher von den kurdischen Frauen-Milizen als Militärakademie genutzt wurde.
Nach Vorgabe des türkisch-russischen Abkommens hinsichtlich Nordost-Syriens müssen die kurdischen Einheiten aus einer 30 km breiten Zone vor der türkischen Grenze abgezogen und ein Waffenstillstand in der Region etabliert werden. Die russischen Streitkräfte werden deshalb wahrscheinlich diese Beobachtungsposten weiter ausbauen, um den Waffenstillstand überwachen und einen politischen Dialog zwischen kurdischer Führung und Assad-Regierung fördern zu können.