Strategischer Langstreckenbomber Tu-160 – Infografik

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Die Tupolew Tu-160 (russisch: Туполев Ту-160, NATO-Codename: Blackjack) ist ein schwerer strategischer Schwenkflügel-Überschall-Bomber aus sowjetischer Produktion mit interkontinentaler Reichweite. Die Tu-160 ist das größte Kampfflugzeug der Welt und wird inoffiziell auch als Weißer Schwan bezeichnet (Белый лебедь). Aktuell sind 16 Bomber im Dienst der russischen Fernfliegerkräfte.

Tu-160

© Sputnik

Ausschreibung, Entwicklung und Einführung

In der UdSSR begann 1974 ein Wettbewerb um den Auftrag für einen neuen Überschall-Bomber mit Schwenkflügeln. Der eng an die Tupolew Tu-144 angelehnte Entwurf der Tupolew-Werke trat dabei gegen die Mjassischtschew M-18 und eine Suchoi-Konstruktion (Projekt „200“ oder T-4MS) an. Obwohl das Mjassischtschew-Flugzeug die besten Leistungen zeigte, wurde Tupolew eher zugetraut, den komplexen Auftrag durchzuführen. Das OKB Tupolew wurde deswegen beauftragt, ein Flugzeug zu entwickeln. Es sollte jedoch Elemente des eigentlich überlegenen Mjassischtschew-Entwurfs übernehmen.

Es entstand ein der amerikanischen Rockwell B-1 ähnelnder, jedoch größerer Schwenkflügel-Bomber mit interkontinentaler Reichweite und strategischer Rolle. Er gilt mit einem maximalen Startgewicht von 275 Tonnen als schwerster im Einsatz befindlicher Bomber der Welt (zum Vergleich: Das maximale Startgewicht der schwersten B-52-Version B-52H beträgt 221 Tonnen).

Die Einführung in den Truppendienst erfolgte 1987.

Kontroverse mit der Ukraine

Mit der Auflösung der Sowjetunion befanden sich 19 Tu-160 auf der Bomberbasis Pryluky in der seit August 1991 unabhängigen Ukraine. Zusammen mit 15 Tu-95MS vom Standort Usin und 575 Marschflugkörpern Ch-55 entwickelten sie sich in den Folgejahren zu einem schwierigen Verhandlungsgut zwischen beiden Staaten. In den 1990er-Jahren trugen die 19 Tupolev’s das Hoheitsabzeichen der Ukraine, von einem regelmäßigen Einsatz konnte jedoch keine Rede sein. Abgeschnitten von Ersatzteillieferungen sanken die geleisteten Flugstunden rapide ab. Das ukrainische Personal verfügte zudem nicht über ausreichende Möglichkeiten, um die komplizierte und störanfällige Technik zu beherrschen. Da der Erhalt einer strategischen Bomberflotte ohnehin nicht vorgesehen war, begann die Ukraine 1998 mit der Verschrottung der Bomber – und russische Militärkreise mussten mit ansehen, wie ihr modernstes Gerät in Altmetall verwandelt wurde. Erst als zehn Maschinen zur Verschrottung gingen, reagierte Russland, da nur sechs Tupolev-160 nach dem Kollaps der UdSSR in Russland verblieben waren. Russland erreichte im Winter 1999/2000 gegen die Verrechnung von Altschulden aus Gaslieferungen von der Ukraine die Auslieferung der noch vorhandenen drei Tu-95MS, acht Tu-160 sowie der zugehörigen 575 Marschflugkörper.

Diese acht Tu-160 waren von besonderem Interesse für die russischen Streitkräfte, da sie zum damaligen Zeitpunkt noch über 80 bis 90 Prozent ihrer Betriebszeit verfügten. In der Ukraine blieb eine einzige Tupolev-160 in einem Museum auf der Basis Poltawa zurück. Heimat der Tu-160 ist seit 1993 der Stützpunkt Engels in der Oblast Saratow am Ostufer der Wolga im Bestand des 121. TBAP der 22. TBAD. Mit der Übernahme der acht ex-ukrainischen Tu-160 erhöhte sich der Bestand auf 14 Maschinen. Seither ist das Regiment ausschließlich mit Tu-160 ausgestattet und verfügt damit über Russlands einzige überschallschnelle Bomberkapazität mit strategischer Reichweite.

2001 bis heute

Am 18. September 2003 stürzte die „Michail Gromow“ ab, wobei die vierköpfige Besatzung unter Juri Dejneko ums Leben kam. Am 5. Juli 2006 wurde eine neue Tu-160M nach modernisiertem Standard übergeben. Das Flugzeug trägt die Nummer Rote 19 und den Namen des Chefkonstrukteurs der Tu-160,„Walentin Blisnjuk“. Mitte 2007 kam eine weitere Maschine hinzu, zudem begann ein Programm zur Modernisierung der restlichen Maschinen. Alle 16 Tu-160 sind nach sowjetischen oder russischen Persönlichkeiten benannt.

Am 29. April 2008 wurde die erste neu produzierte Tu-160 Witali Kopylow in Dienst gestellt. Im Jahr 2015 wurden 2 Tu-160 nach dem Standard Tu-160M modernisiert. Im Januar 2016 haben sich 11 Тu-160 im einsatzfähigen Zustand im Dienst der russischen strategischen Bomberflotte befunden. Der Betrieb der Tu-160 gilt bis 2040 als gesichert. Ende Mai 2015 kündigte das russische Militär an, 50 neue Tu-160 beschaffen zu wollen.

Im September 2015 näherten sich zwei Tu-160 dem britischen Luftraum und wurden danach von Eurofighter Typhoons der Royal Air Force eskortiert.

Im russischen Militäreinsatz in Syrien wird seit November 2015 auch die Tu-160 eingesetzt.

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