German text by Karin
Während der russischen Kampagne in Syrien, die vor allem durch Luftstreitkräfte und Militärberater geführt wurde, wurde der eigentliche Landkampf den syrischen Truppen und ihren Verbündeten überlassen. Die nächste solche Kampagne, die entweder im Nahen Osten, einem Platz näher an russischen Grenzen, oder auch auf russischem Territorium selbst auftreten könnte, könnte sehr wohl eine beträchtliche Bodenoperation erfordern. Während die russischen Bodenkräfte nicht direkt in Syrien getestet wurden, erwies sich sein Kommando und Beratungspersonal weit fähiger, als die Reste des einheimischen militärischen Talents von Saddam Husseins, und Beratern von der Türkei und den arabischen Golf-Staaten. Für den Fall, dass die russischen Bodenkräfte einen Landkrieg zu kämpfen haben, werden sie ebenso gut vorbereitet sein wie ihr Gegenüber.
Die Bodenkräfte waren während dem Großteil der ersten Dekade des Jahrhunderts schwach geworden, auch weil es keine offensichtlichen größeren militärischen Bedrohungen für Russland gab. Durch die allmähliche Verschlechterung der Beziehungen, die Finanzkrise von 2008, die anschließende systemische Wirtschaftskrise und das krisenbedingte neue Märkte erobern zu müssen, um den wirtschaftlichen Zusammenbruch im Westen zu verhindern, haben dazu geführt, dass diese Vernachlässigung schnell behoben werden musste. Diese Umkehr, die noch im Gange ist, beinhaltet nicht nur ein wesentlich aktiveres Schulungsprogramm mit zahlreichen Bereitschaftsübungen und groß angelegten Multi-Service strategischen Übungen, die wieder einmal die Fähigkeit der NATO große Operationen zu inszenieren in den Schatten stellen, sondern wird auch durch die zusätzliche Entwicklung von hochmodernen Trainingsmethoden ergänzt. Das 333. Combat Training Center (CTC) in Mulino ist ein Beispiel für den Schwerpunkt der Bodentruppen in Kampfbereitschaft.
Auch wenn die russische Ausrüstung sehr langlebig und leicht zu warten ist, wird durch die hohe Intensität der Ausbildung doch deutlicher Verschleiß auftreten, und es erfordert auch einen erheblichen Verbrauch an Kraftstoff. Außerdem tendiert die Ausrüstung während solch einer Ausbildung auch dazu beschädigt zu werden, da sie von unerfahrenen Benutzern verwendet wird. Um die Wirksamkeit der Trainingsprogramme zu maximieren, benutzt das russische Militär Trainingssimulatoren nicht nur für das Training von Einzelpersonen, sondern auch für die Ausbildung von großen Einheiten.
Das 333. CTC (Kampftraining Zentrum) ermöglicht es eine komplette motorisierte Schützenbrigade von mehreren tausend Soldaten einem Sieben-Wochen-Trainingsprogramm zu unterziehen, die mit einer Bewertung der einzelnen Soldaten beginnt, gefolgt von Kompanie und Bataillonsübungen und mit einer Brigadeübung beendet. Das Zentrum ermöglicht es, das die Soldaten und Einheiten mit Simulatoren Übungen beginnen um die grundlegenden individuelle und Truppenfähigkeiten zu erwerben. Danach eine intensive Truppenübung mit dem Einsatz von Laser Simulatoren und scharfer Munition aller Art, die einer motorisierten Schützenbrigade zur Verfügung stehen. Das 333. CTC enthält auch eine “Trainingsstadt”, die dafür verwendet werden kann Fähigkeiten der urbanen Kriegsführung durch ein einziges Sondereinheits-Bataillon zu üben.
Das Zentrum begann seine Tätigkeit im September 2015 und die ersten Einheit die eine Ausbildung absolvierte war eine Brigade der Marineinfanterie. Es ist wohl kein Zufall, dass die ersten russischen Truppen die nach Syrien geschickt wurden Marine Infanteristen waren, die eine erweiterte Kampfausbildung im 333. CTC durchgemacht hatten. Die Bodentruppen planen jedes Jahr drei komplette Brigaden durch das Zentrum zu schicken, obwohl das Zentrum theoretisch 6 komplette Trainingszyklen pro Jahr für 7 Wochen aufnehmen könnte. Es steht auch eine intensive und beschleunigte Version des Trainingsprogramms zur Verfügung, die wahrscheinlich verwendet wird, wenn ein Kampfeinsatz droht.
Als abschließende Bemerkung, die Vertragspartner des 333. Center beinhaltete die deutsche Firma Rheinmetall, die sich jedoch aus dem Projekt im Anschluss an die EU-Sanktionen gegen Russland im Jahr 2014 zurückzog. In einer Demonstration von Importsubstitution erwies sich aber die russische Rüstungsindustrie in der Lage den Herausforderungen zu begegnen, und mit inländischen Technologien das Zentrum fertig zu stellen. Der geplante Ausbau der Bodentruppen der die Reaktivierung von 4 motorisierten Schützen und Panzerdivisionen umfasst, bedeutet, dass die Anforderungen an die Ausbildungseinrichtungen sich noch erhöhen werden. Das 333. CTC besteht in erster Linie um den Bedürfnissen des westlichen militärischen Bezirks zu dienen. In Zukunft wird erwartet das jeder der verbleibenden drei Militärbezirken eine ähnliche Ausbildungsstätte erhält.