Übersetzung von Michael X
Die schlagzeilenträchtigsten russischen Schiffe der letzten Jahre sind die kleinen doch leistungsfähigen Lenkwaffenkorvetten vom Typ Buyan-M gewesen, welche trotz einer Wasserverdrängung von weniger als 1000 Tonnen in der Lage sind, weitreichende Marschflugkörper gegen ISIS und andere Bedrohungen der nationalen Sicherheit Russlands abzufeuern. Die grösseren Fregatten vom Typ Burevestnik jedoch, ebenfalls Lenkwaffenschiffe, sind weiterhin relativ unbekannt. Während die Buyan-M eine wichtige Komponente sowohl der Flotte im Schwarzen als auch der Flottille im Kaspischen Meer sein werden, werden die Burevestnik-Lenkwaffenfregatten auf Jahrzehnte hinaus das Rückgrat der Über-Wasser-Komponente der Schwarzmeerflotte darstellen.
Die auch als Projekt 11356 bezeichneten Burevestnik sind von den Anti-U-Boot-Fregatten des Projekts 1135 abgeleitet, welche zur Zeit des Kalten Krieges in den 70er und 80er Jahren in grosser Zahl gebaut wurden. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde die Konstruktion für den Export nach Indien modifiziert, und im letzten Jahrzehnt nach zusätzlichen Modifikationen bei der russischen Marine eingeführt, welche sechs Schiffe dieser Klasse bei der Yantar-Werft in Kaliningrad bestellte. Zusätzlich sind für die fernere Zukunft drei Schiffe des gleichen Typs für die Pazifikflotte geplant. Die ersten beiden Schiffe, die Admiral Grigorovich und die Admiral Essen, sind im März bzw. April 2016 in Dienst gestellt worden, das dritte, die Admiral Makarov, durchläuft z.Zt. Werfttests und wird wahrscheinlich bis zum Ende des Jahres in Dienst gestellt, während die verbleibenden drei Schiffe, die Admiral Butakov, die Admiral Istomin and die Admiral Kornilov, durch die Weigerung der Ukraine verzögert sind, in der Fabrik Zorya-Mashproyekt in Nikolayev hergestellte Gasturbinen zu liefern. Russische Firmen werden letztlich in der Lage sein, die benötigten Antriebe selber zu produzieren, oder die Schiffe mit anderen Antrieben auszustatten, aber solange sich die Beziehungen zur Ukraine in der vorhersehbaren Zukunft nicht verbessern, werden sich die letzten drei Schiffe mindestens um ein paar Jahre verzögern.
Nichtsdestotrotz handelt es sich bei den drei Fregatten, die bis Ende 2016 im Dienst sein werden, um eine potente Über-Wasser-Streitmacht und eine wesentliche Modernisierung der Schwarzmeerflotte. Es handelt sich um Schiffe einer sehr balancierten Auslegung, die in gleichem Masse über Anti-Schiff-, Anti-Land- und Anti-U-Boot-Systeme verfügen. Wie die Buyan-M verfügt jede Fregatte über acht UK-SK Startzellen für Marschflugkörper der Typen Kalibr und Oniks, wobei zur Kalibr-Familie auch ein Torpedo-tragender Anti-U-Boot-Marschflugkörper gehört. Luftabwehr mittlerer Reichweite wird vom Shtil-1-System zur Verfügung gestellt, einer seegestützten Version der Buk-M, welches aus 36 startklaren Raketen in vertikalen Startzellen besteht. Für die Bekämpfung von U-Booten verfügt das Schiff über einen Anti-U-Boot-Helikopter, Torpedos vom Kaliber 533mm und Wasserbomben, die auch als aktive Abwehr gegen Torpedos dienen.
Diese Fregatten als auch die sechs noch stärker ausgerüsteten Fregatten des Projekts 22350, die für die Nordflotte im Bau sind, werden die mittleren Über-Wasser-Einheiten für die russischen Marinekräfte darstellen, und damit die Lücke zwischen kleinen Lenkwaffenkorvetten und leichten Fregatten einerseits, und schweren Lenkwaffenzerstörern und dem Flugzeugträger andererseits füllen. Gegenwärtig wird diese Rolle durch die alternden, in den 80er Jahren gebauten Zerstörer der Typen Sovremennyy und Udaloy ausgefüllt. Während der Sovremennyy-Typ über leistungsfähige Luftabwehr- und Anti-Schiff-Waffen verfügt, fehlen ihm Anti-U-Boot-Waffen. Der Udaloy-Typ andererseits ist auf die Bekämpfung von U-Booten spezialisiert, hat jschwache Anti-Schiff-Fähigkeiten und eine Luftabwehr von nur kurzer Reichweite.
Ebenfalls schneiden die Fregatten im Vergleich mit derzeitigen europäischen Fregatten besser ab und sind den amerikanischen Schiffen zur Kriegführung in Küstennähe (engl. Littoral Combat Ships) weit überlegen. Sie stellen sicher, dass die russische Marine über die notwendigen Über-Wasser-Kräfte verfügen wird, sollte sie eine grössere Marinekampfgruppe für einen längeren Einsatz in einem entfernten Teil der Welt benötigen.