Bald zwanzig Jahre nach dem NATO-Überfall auf Jugoslawien, der zur Abtrennung des Kosovo von Serbien führte, sind die damals geschlagenen Wunden noch immer nicht vernarbt. Jetzt drohen neue Spannungen – wegen eines Eisenbahnzuges.
Ursprünglich erschienen bei ZUERST!
Eigentlich sollte jetzt nach 18 Jahren erstmals wieder ein Personenzug von Belgrad nach Nord-Mitrovica im Kosovo fahren. Dort gibt es eine serbische Bevölkerungsexklave, die allerdings seit der von der NATO erzwungenen Unabhängigkeit des Kosovo Minderheit in einem fremden Land ist. Immer wieder kommt es zu Spannungen, und die Serben sehen sich diskriminiert und drangsaliert.
Der Personenzug blieb am Samstag unweit der südserbischen Stadt Raska liegen, und zwar auf Anweisung des serbischen Premiers Aleksandar Vucic. Er habe die Anordnung getroffen, um einen „eventuellen großen Konflikt” zu vermeiden, teilte Vucic bei einer Pressekonferenz in Belgrad mit.
Hintergrund ist der Umstand, daß zuvor der kosovarische Präsident Hashim Thaci Innenminister Skender Hyseni und Polizeidirektor Shpend Maxhuni beauftragt hatte, den Zug an der Grenze „um jeden Preis” zu stoppen. Laut kosovarischen Medienberichten wurde am Nachmittag am Grenzübergang Donje Jarinje die Präsenz der kosovarischen Polizei bedeutend aufgestockt. Die Polizisten sollen auch durch Angehörige der kosovarischen Sonderpolizeieinheit Rosu verstärkt worden sein, berichteten Medien. Aus Belgrad wiederum hieß es, die albanische Seite habe die Weiterfahrt des Zuges mit bewaffneten Polizisten und Panzern verhindert, die Kosovaren bereiteten gar „Kriegsspiele“ vor.
Allerdings war die Wiederaufnahme des Zugverkehrs zwischen Belgrad und Nord-Mitrovica nicht mit Prishtina abgestimmt. Hinzu kommt, daß der jetzt umstrittene Zug, der in Rußland gekauft wurde, von der kosovarischen Seite als pure Provokation empunden wird – die Zuggarnitur ist mit außen mit einer großen Aufschrift „Kosovo ist Serbien“ versehen und im Inneren mit Ikonen-Fotografien aus den serbisch-orthodoxen Klöstern im Kosovo ausgestattet.
Die Normalisierung der Beziehungen zwischen Pristina und Belgrad ist Voraussetzung für den von Serbien angestrebten Beitritt zur EU. Auch das Kosovo strebt die Aufnahme in die EU an. Doch bis zur Normalisierung der Beziehungen scheint der Weg noch weit