Geschrieben von Oberstleutnant S. Belov, Kapitän 2. Rang P. Kuznetsov; Ursprünglich erschien bei Foreign Military Review 2020 # 4
Die militärisch-technische Zusammenarbeit (MTC) Israels mit ausländischen Partnern wird durch den militärpolitischen Kurs bestimmt, den die Führung des Landes verfolgt, um die nationale Sicherheit zu gewährleisten und den Einfluss von Tel Aviv in der Region und in der ganzen Welt zu stärken. Als wichtigster Bestandteil der Unterstützung des nationalen militärisch-industriellen Komplexes (MIC) trägt es zur militärischen und technischen Dominanz über die arabischen Staaten der Region bei. Der moderne MIC des Landes, der über eine High-Tech-Forschungs- und Produktionsbasis verfügt, hat erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung der israelischen Wirtschaft.
In Bezug auf den Verkauf von Militär- und Dual-Use-Produkten belegt Israel nach den USA, Russland, Frankreich, Deutschland, China und dem Vereinigten Königreich den siebten Platz weltweit. In den letzten 5 Jahren machte dies etwa 3% der weltweiten Waffenexporte aus. Das Hauptvolumen an Waffen und militärischer Ausrüstung des jüdischen Staates entfällt auf die Länder Süd-, Südostasiens und Fernost. In den Jahren 2014-2018 betrug der Anteil dieser Region an den Gesamtexporten Israels etwa 61%, wobei ein erheblicher Teil davon in GUS-Staaten (etwa 18%) und nach Europa (9%) ging.
Die Staatsführung legt besonderes Augenmerk auf die Festigung ihrer Positionen auf dem Rüstungsmarkt der europäischen Staaten sowie auf die Suche nach neuen Verbrauchern von Militär- und Dual-Use-Produkten, sowohl aus eigener als auch aus gemeinsamer Produktion. Einer der wichtigsten europäischen Partner Israels im Bereich der militärisch-technischen Zusammenarbeit ist Deutschland.
Die Zusammenarbeit zwischen israelischen und deutschen militärisch-industriellen Unternehmen deckt ein breites Spektrum von Themen ab und umfasst sowohl die Herstellung neuer als auch die Modernisierung bestehender Modelle militärischer Ausrüstung. Es sei darauf hingewiesen, dass im Rahmen der Zusammenarbeit auch Muster von Militärprodukten und Produkten mit doppeltem Verwendungszweck hergestellt werden, die für den Export in Drittländer bestimmt sind. Es ist bemerkenswert, dass Deutschland der israelischen Seite regelmäßig Subventionen für den Kauf von in Deutschland hergestellter militärischer Ausrüstung gewährt, was zur Stärkung der bilateralen militärtechnischen Beziehungen beiträgt. Die Bereitstellung von Finanzmitteln für Tel Aviv durch Berlin erfolgt im Rahmen des Konzepts „Deutschlands besondere Verantwortung für die Sicherheit des jüdischen Staates“.
Derzeit setzen die beiden Regierungen eine Vereinbarung über den Bau von vier Saar-6-Korvetten mit Lenkwaffen für die Bedürfnisse der israelischen Marine um. Sie sind eine modernisierte Version des deutschen Schiffsprojekts „Meko A100“. Die Verlegung und der größte Teil der Rumpfarbeiten werden vom deutschen Schiffsbaukonzern Thyssen-Krupp Marine Systems auf der deutschen Marinewerft in Kiel durchgeführt. Die Gesamtkosten des Vertrags belaufen sich auf rund 480 Millionen Dollar, von denen 130 Millionen von den deutschen Behörden bereitgestellt werden.
Die Ankunft der ersten Korvette „Magen“ in Israel und ihr anschließender Transfer nach Tel Aviv ist für das erste Halbjahr 2020 am Ende einer Reihe von Seeversuchen geplant. Die Arbeiten zur Installation von Waffen und grundlegenden Unterstützungssystemen sollen vor Ort vom israelischen MIC durchgeführt werden. Das Schiff wird voraussichtlich frühestens 2021 bei der Marine in Dienst gestellt. Die Übergabe der zweiten und dritten („Oz“ bzw. „Atsmaut“) ist für 2020, die letzte der Serie („Nitshon“), war geplant für Ende 2021.
Die Basis der U-Boot-Streitkräfte der israelischen Marine sind fünf diesel-elektrische U-Boote, die auf der deutschen Werft in Kiel gebaut wurden (Auftrag von 2005 im Wert von 8 Milliarden Dollar). Gleichzeitig sind die ersten drei von ihnen “Dolphin” (führend). “Leviathan” und “Tekuma” – hergestellt auf Basis deutscher Boote des Projekts 209 und gehören zum Typ “Dolphin”. Die nächsten beiden – „Tanin“ und „Rakhav“ (Typ „Verbesserter Delphin“) – basieren auf dem Projekt 212 mit wesentlichen Änderungen gemäß den Anforderungen des israelischen Kunden. Der Erhalt des sechsten (angeblichen Namens „Dakar“), letzten vertraglich vereinbarten Bootes, war für Anfang 2020 geplant, und die Inbetriebnahme der israelischen Marine ist für 2021 geplant. Das Antriebssystem des aufgerüsteten diesel-elektrischen U-Bootes hat zusätzlich drei Dieselgeneratoren und ein Antriebsmotor, ausgestattet mit zwei elektrochemischen Generatoren mit einer Leistung von jeweils 120 kW. Dies trägt zur Verbesserung der Stealth-Indikatoren (aufgrund der Verringerung der Anzahl der erzwungenen Aufstiege) und dementsprechend zur Autonomie der Navigation bei.
Das israelische Unternehmen Elbit Systems führt zusammen mit dem deutschen Unternehmen Dil Defense ein Projekt durch, um militärische Transportflugzeuge der Bundeswehr mit Schutzsystemen gegen Boden-Luft-Raketen auszustatten, die mit einem Infrarot-Zielsuchkopf ausgestattet sind. Es wird davon ausgegangen, dass die ersten 12 „Jay Music“ -Komplexe im Wert von 73 Mio. USD in vier A.400M-Flugzeugen installiert werden (drei Komplexe pro Flugzeug).
Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Programms zur Schaffung eines unbemannten Luftfahrzeugs (UAV) „Eurohawk“ für die Luftstreitkräfte europäischer Staaten sowie die Notwendigkeit, nachrichtendienstliche Unterstützung für das nationale Friedenssicherungskontingent in Afghanistan zu organisieren, zwangen die Bundesregierung im Jahr 2010 vier israelische Aufklärungs-Heron-UAVs zu leasen. Im Februar desselben Jahres begann die erste Einheit, Aufgaben im Interesse des Kontingents der deutschen Streitkräfte als Teil der Internationalen Sicherheitskräfte in der IRA (Islamische Republik Afghanistan) und im September desselben Jahres wurden drei Drohnen und zwei Bodenkontrollstationen von der Bundeswehr übernommen.
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem Einsatz dieser Flugzeuge in Afghanistan beschloss das Kommando der deutschen Streitkräfte, die Heron-1 UAV in Mali einzusetzen. Im Juli 2015 unterzeichnete die Bundesagentur für Rüstung, Informationstechnologie und Operationen in Deutschland einen Vertrag über die Anmietung eines solchen Kits zur Verwendung im Rahmen einer multidisziplinären integrierten UN-Stabilisierungsmission im Land. Später wurde ihre Anahl von Drohnen im Land auf drei Einheiten erhöht.
Im Februar 2019 wurde der Vertrag über die Anmietung von fünf Kampfflugzeugen und zwei Trainingsflugzeugen um ein weiteres Jahr verlängert. Der Vertragswert, der auch die Berufsausbildung von 35 Besatzungen umfasst, belief sich auf rund 990 Millionen US-Dollar. Gleichzeitig begann man auf dem israelischen Luftwaffenstützpunkt Tel Nof deutsches Militärpersonal als UAV-Betreiber auszubilden, um die unbemannte Red Baron-Flugzeugeinheit der deutschen Luftwaffe zu ergänzen. Für das praktische Training werden fünf geleaste Heron-TP-Aufklärungs- und Angriffsdrohnen des 210. Luftfahrtgeschwaders der israelischen Luftwaffe eingesetzt.
Im Rahmen der Zusammenarbeit der beiden Länder im Bereich der Produktion und Modernisierung von Panzerabwehrwaffen wurde ein gemeinsames israelisch-deutsches Unternehmen „Eurospike“ (Düsseldorf) gegründet. 70 Prozent der Bestellungen gehen an die Streitkräfte Deutschlands, der Rest der Produkte wird an die Streitkräfte Lettlands, Bulgariens und Italiens geliefert. Derzeit verfügen die Landstreitkräfte der Bundeswehr über rund 400 “Spike” ATGM-Trägerraketen mit verschiedenen Modifikationen und mehr als 3.500 Raketen. Darüber hinaus haben Israel und Deutschland 2019 einen neuen Vertrag im Wert von rund 200 Millionen US-Dollar für die lizenzierte Produktion von 250 Abschussgeräte und 1500 ATGM Granaten für diese in Deutschland unterzeichnet.
So entwickeln Israel und Deutschland aktiv eine bilaterale militärtechnische Zusammenarbeit, in deren Rahmen ein Technologieaustausch zur Herstellung von Luftverteidigungssystemen sowie ein Erfahrungsaustausch im Kampfeinsatz von Waffen und militärischer Ausrüstung stattfinden. Im Allgemeinen werden die hohe Zuverlässigkeit, leichte Herstellbarkeit und die optimalen Kosten von in Israel hergestellten Probegeräten militärischer Ausrüstung zur Möglichkeit der Gründung von Joint Ventures zur Erweiterung der Nachfrage nach israelischen MIC-Produkten auf dem internationalen Markt beitragen.