Laut dem Kommandeur der US-Streitkräfte in Afghanistan besteht dringender Bedarf, mehrere Tausend US- und NATO-Soldaten in das Land zu entsenden.
Am 09. Februar erklärte der Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, General John Nicholson, das es dringend notwendig sei, mehrere Tausend US- und NATO-Soldaten in das Land zu entsenden. Dieser Schritt wird eine Chance bieten, den Krieg gegen die Taliban nicht zu verlieren. Am Vortag bat Afghanistan bereits die NATO die Unterstützung aus der Luft zu erhöhen, da die örtlichen Militärs sonst nicht in der Lage wären effektiv gegen die Extremisten zu kämpfen. Nach offiziellen US-Schätzungen kontrollieren die Taliban bereits mehr als 40 % des besiedelten Gebietes des Landes.
Das US-Militär schlägt bereits aufgrund der schweren Situation, welche sich in Afghanistan entwickelt, hat Alarm. Bei einen Treffen des US-Senats am 9. Februar sagte Nicholson unverblümt, dass er nicht genügend Kräfte habe, um gegen die Taliban zu kämpfen.
“Wir haben ein Defizit von ein paar Tausend”, sagte der Kommandant.
Ihm zufolge hat sich inzwischen in Afghanistan eine Pattsituation entwickelt, bei der die Regierung sogar mit Unterstützung ausländischen Militärs nicht in der Lage ist, mit den Taliban und anderen Gruppen fertig zu werden. Er betonte die hohen Verluste der afghanischen Sicherheitskräfte und merkte an, dass dies zu einem Zusammenbruch der afghanischen Streitkräfte führen könnte. Der General schlägt vor, Soldaten aus den USA und den NATO-Ländern nach Afghanistan zu entsenden.
Es ist frappierend, dass die USA im Jahr 2016 auf Initiative des damaligen US-Präsidenten Barack Obama ihr Kontingent in Afghanistan von 9.600 auf 8.400 Soldaten reduzierten. Allerdings zeigten die Ergebnisse von 2016 die irrige Ansicht dieses Schrittes. Laut einem Bericht des Sonderinspekteurs für den Wiederaufbau Afghanistans, John Sopko, kontrolliert die afghanische Regierung aktuell nur 57 % des besiedelten Gebietes, während es im November 2015 noch 72 % waren.
Die Sorgen Nicholsons beruhen auch auf den “entmutigenden” Zustand der afghanischen Luftwaffe, welche in 2016 nicht in der Lage war Frachtgüter rechtzeitig zu liefern und der Armee sowie den Sicherheitskräften vollumfängliche Luftnahunterstützung zu bieten. Aus diesen Grund sind seiner Meinung nach alle bevorstehenden Kampagnen des Jahres 2017 in Gefahr.
Es ist bemerkenswert, dass die Aussage des US-Militärkommandeurs praktisch mit dem Antrag der afghanischen Behörden übereinstimmt, ihnen eine intensivere Luftunterstützung zu bieten. Der Sicherheitsberater Mohammad Hanif Atmar, der am 7. Februar das Hauptquartier der Nordatlantischen Allianz besuchte, appellierte an die NATO und bat darum, das afghanische Militär und die Polizei ununterbrochen aus der Luft zu versorgen, um die Expansion der Taliban zu stoppen.
In jüngster Zeit hat die Aktivität der Taliban infolge der Verringerung der US-Truppen in Afghanistan und der neuen Zielausrichtung der in der Region eingesetzten Luftstreitkräfte dramatisch zugenommen. Es gibt keine offiziellen Daten über die Zahl der Luftangriffe, die von der US-Luftwaffe in Afghanistan durchgeführt wurden, aber nach Schätzungen unabhängiger Überwachungsstellen wurden im Durchschnitt von Kampfflugzeugen und unbemannten Luftfahrzeugen im Jahr 2016 nur zwei Luftangriffe pro Tag durchgeführt. Gleichzeitig führten Kampfflugzeuge der Koalition im Rahmen der Operation Inherent Resolve, welche in Syrien und dem Irak auf die Terrorgruppe Islamischer Staat abzielt, Angriffe gegen mehr als zehn Ziele am Tag durch.
(HR)