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Die Wüstenfalken-Brigade (oder Liwa Suqur al-Sahara) wurde 2013 gegründet, nachdem die Präsenz von al-Qaidas in der syrisch-irakischen Wüste zu einer großen Bedrohung wurde. Die Einheit wurde als private Sicherheitstruppe gegründet, um Öl- und Gasquellen in der syrischen Wüste vor den terroristischen Gruppen Islamischer Staat (IS) und Dschabhat an-Nusra (heute bekannt als Haiʾat Tahrir asch-Scham) zu schützen. Die Rechtsgrundlage für die Gründung der Brigade war die gesetzliche Verordnung № 55, die im August desselben Jahres erlassen wurde und es privaten Unternehmen ermöglicht, mit der Regierung Verträge zu vereinbaren, um die Öl- und Petroleum-Infrastruktur vor Angriffen durch Rebellen zu schützen. Dekret № 55 war Teil einer breiteren Bemühung der Regierung, um die Sicherheit des Energiesektors zu stärken und dem Mangel an Arbeitskräften bei der syrisch-arabischen Armee entgegenzuwirken, der infolge von Desertion, Wehrpflichtverweigerung und Verlusten nach zwei Jahren des andauernden Krieges entstanden ist.
Der syrische Geschäftsmann Ayman Jaber gründete die Wüstenfalken. Er übertrug die Führungsposition an seinen Bruder Mohammad Jaber. Beide Geschäftsleute hatten sehr gute Kontakte zur syrischen Energie-, Eisen-, Stahl- und Betonindustrie.
Die Brigade der Wüstenfalken-Brigade zählt etwa 5.000 Kämpfer, von denen die meisten aus Latakia und Homs stammen. Ehemalige Militärs, Veteranen und ehemalige Mitglieder anderer Regierungsmilizen sind der Hauptbestandteil der Wüstenfalken. Sie verfügen über zwei eigene Hauptquartiere: Eines ist ein Teil des Luftwaffenstützpunktes T4, während das andere in der ländlichen Umgebung von Jableh liegt. Der Großteil der Finanzierung wird von Ayman Jaber und dem Ministerium für Öl- und Mineralreserven sowie dem syrischen Verteidigungsministerium getragen. Die Einheit ist ein Teil des syrischen Heeresnachrichtendienstes, deren Operationen einige Feldkommandanten leiten.
Zu Beginn des Jahres 2013 starteten die Wüstenfalken zwei verschiedene Operationen. Die Erste um die Ölquellen in der syrischen Wüste zwischen Deir ez-Zor und Palmyra vor den kontinuierlichen Angriffen des IS und der Dschabhat an-Nusra zu schützen. Diese terroristischen Gruppen haben, da sie es auf die syrische Öl- und Gasinfrastruktur abgesehen haben, Dutzende Angriffe durchgeführt. Die zweite Aufgabe der Wüstenfalken war es für die Sicherheit der Ölkonvois während ihrer Durchfahrt zwischen verschiedenen Ölquellen und Öleinrichtungen zu sorgen sowie sie bei ihren Fahrten in den Irak und zurück zu beschützen. Auch trotz der Verluste einiger Ölquellen konnte die syrische Wirtschaft aufgrund des massiven Ölvorkommens und Handels in der syrischen Wüste auch trotz einer eingeschränkten Produktionsrate überleben. Die Hilfestellung des Iran spielt jedoch bei der Lösung der syrischen Energiekrise auch eine wichtige Rolle.
Ende 2013 und mit dem Aufstieg des IS als Hauptmacht in der syrischen Wüste erhöhte sich der Druck auf die Wüstenfalken exponentiell, bis diese nicht mehr in der Lage waren, viele der wichtigsten Öl- und Gasfelder von Deir ez-Zor zu schützen. Zu Beginn des Jahres 2014 startete der IS eine große Offensive, um alle syrischen Öl- und Gasfelder zu erfassen, doch die Wüstenfalken konnten diese erfolgreich verteidigen und die meisten der im Jahr zuvor verlorenen Quellen zurückerobern. Die Felder von Al-Mahr, Jazal, Al-Shaer und Arak blieben auch Ende 2014 weiterhin in Betrieb, als der IS sich auf dem Höhepunkt seiner Macht befand.
Nach dem Erfolg und der Erfahrung, die während der geschlagenen Schlachten gesammelt wurden sowie mit Beginn der russischen Intervention wurde die Entscheidung getroffen, die operativen Aufgaben der Wüstenfalken über den Schutz der Ölquellen hinaus zu erweitern und nun auch die von den syrischen Regierungskräften gestarteten Offensivoperationen zu unterstützen. Gleichzeitig begann Russland zu Beginn des Jahres 2016 die Einheiten der syrischen Regierung massiv zu bewaffnen und nachzuschulen, um sie zu stärken und somit die Anzahl ihrer Streitkräfte zu erhöhen.
Im ländlichen Gebiet des Gouvernements Latakia begann dann auch die erste Operation der Wüstenfalken, die nicht in einer Wüste stattfand. Die Wüstenfalken unterstützten die neu gegründeten syrischen Marines und befreiten über 90 % des nördlichen ländlichen Gebietes von Latakia, einschließlich der Rebellenhochburgen Salma, Kinsabba und Rabi’ah.
Gleich nach der Offensive in Latakia verlagerten die Wüstenfalken im Frühjahr 2016 ihren Fokus auf Palmyra. Spezialeinheiten der Wüstenfalken waren die Speerspitze, die die antike Stadt nach einer wochenlangen brutalen Kriegführung stürmten.
Der wahrscheinlich größte Rückschlag für die Wüstenfalken war der gescheiterte Versuch, den Militärflugplatz at-Tabqa zu erreichen. Nach einem schnellen Vorstoß gelang es ihnen über 30 km entlang der Autobahn von Khanasser nach Tabqa vorzudringen, jedoch wurden sie von einem Überraschungsangriff des Islamamischen Staat (IS) mit Dutzenden VBIEDs (für einen Sprengstoffanschlag mit einer unkonventionellen Sprengvorrichtung präpariertes Fahrzeug) zurückgedrängt, bei dem es zu erheblichen Verlusten an Militärausrüstung kam. Es gelang den Soldaten der Wüstenfalken jedoch durch ihre unvergleichliche Kampferfahrung eine große Zahl von Verlusten zu verhindern, als sie sich letzten Endes mit nur wenigen Verlusten unter ihren Soldaten zurückziehen konnten.
Ihren bedeutendsten Beitrag leistete die Brigade bei der Schlacht mit dem Namen “Operation Dawn of Victory”, bei der Syriens größte Stadt und industrielle Hauptstadt, Aleppo befreit wurde. Die Wüstenfalken halfen der syrischen Armee, die gemeinsame Offensive der Dschabhat an-Nusra und der freien syrischen Armee in Südwest-Aleppo abzuwehren und die Belagerung über den Bezirk Ramouseh wieder zu etablieren. Die Wüstenfalken wehrten danach unzählige Angriffe der Ahrar al-Scham und Dschabhat an-Nusra während dessen zweiter Offensive auf die Stadt aus Richtung der nördlichen Stadtteile ab. Zum Ende hin spielten die Soldaten der Wüstenfalken eine wichtige Rolle bei der aus Richtung Sheikh Lutfi erfolgten Erstürmung der verbleibenden von den Rebellen besetzten Bezirke in Ost-Aleppo.
Die Wüstenfalken sind eine der besten Streitkräfte im syrischen Konflikt, da sie über eine Vielzahl von Fahrzeugen verfügen. Einige von ihnen werden lokal durch die Installation von Schutzpanzerungen und 14,5; 23 oder 57 mm Kanonen auf Pick-up-Trucks aufgewertet.
Die Einheiten der Wüsten Falken zur Panzerabwehr, die Konkurs ATGM Panzerabwehrraketen verwenden, zählen, wie sie bei den Kampfhandlungen in Latakia bewiesen, zu den besten Kanonieren Syriens.
Die Gruppe erhielt zwischen 2015 und 2016 eine große Anzahl an modernen russischen Waffen und Ausrüstung. Unter anderem erhielten sie vor dem Beginn der Schlacht um Aleppo zusätzlich zu den Schützenpanzer BMP 2 noch T72 B1 und T-90 Panzer.
Die Wüstenfalken sind des Weiteren im Besitz einiger Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesyste, die hauptsächlich mit lokal hergestellten schweren Burkan-Raketen munitioniert sind. Die Brigade zählte auch zu den ersten Einheiten, die im Laufe des Krieges kleine Drohnen für Aufklärungsaufgaben einsetzten.
Bei Schlachten in der Wüste setzte die Wüstenfalken-Brigade überwiegend technisch gut ausgestattete mobile Einheiten ein, dessen Stärken in ihrer Geschwindigkeit und Feuerkraft liegen. Dieser Ansatz beschränkte jedoch ihre Fähigkeiten, um gewonnene Räume zu halten. Aus diesem Grund arbeiteten die Wüstenfalken bei den groß angelegten Operationen mit den Einheiten der syrisch-arabischen Armee (SAA) zusammen und erhielten Artillerie und Luftunterstützung durch die SAA. Während des Vorstoßes auf Palmyra wurde die Gruppe zudem aktiv von der russischen Luftwaffe und den russischen Spezialeinheiten unterstützt.
Aufgrund ihrer Fähigkeiten in Wüsten-, Berg- und Stadtumgebungen zu operieren, kann man sie als eine der erfolgreichsten Unterstützungseinheiten der syrisch-arabischen Armee betrachten. Die schnellen Einsatzmöglichkeiten der Brigade waren ein weiterer Grund für den Erfolg der Gruppe in Syrien. Die Wüstenfalken zogen eine große Anzahl von Freiwilligen an und erreichten wichtige Siege bei ihren zugewiesenen Missionen in Latakia, Palmyra und Aleppo. In den letzten Jahren waren die Wüstenfalken-Brigade wie auch die Tiger-Kräfte und andere Elite-Formationen als eine Art bewaffnete Feuerwehren tätig. Sie eilten quer durch Syrien, zerschlugen Offensiven der Terroristen und führten Offensivoperationen in wichtigen Gebieten durch.
Ende 2016 und Anfang 2017 verschwand die Wüstenfalken-Brigade aus der Berichterstattung über den Krieg und war nicht mehr an großen Operationen wie dem zweiten Vormarsch auf Palmyra oder der Schlacht nördlich der Stadt Hama beteiligt. Die Voraussetzungen, die dazu führten, sind unbekannt. Allerdings hat dies jedoch mit der Gründung des 5. Angriffskorps der syrisch-arabischen Armee zu tun, welche von Experten als ein erster Schritt einer größeren Anstrengung der Regierung beschrieben wird, zumindest einen Teil der semiunabhängigen Pro-Regierungsgruppen zusammenzuführen und unter einen Befehlsstab zu vereinen. Es ist aber nicht bekannt zu welchem Ausmaß – wenn überhaupt – die Wüstenfalken-Brigade davon betroffen ist.