Die türkische Intervention in Syrien (+ Analyse, Karten, Militärbericht)

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Die türkische Intervention in Syrien

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Mittwoch, dass die türkische Intervention in Nordsyrien zum Ziel hat, die Bedrohungen durch die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) und durch kurdische Militante zu beenden.

“Wir begannen heute Morgen gegen 04:00 Uhr im Norden Syriens eine militärische Operation mit dem Ziel, die Bedrohung durch Daesh und die syrischen Kurden zu beseitigen”, sagte Erdogan.

Er fügte hinzu, dass Ankara beabsichtigt die Angriffe auf türkisches Territorium ausgehend von der syrischen Grenzregion zu stoppen.

“Die Türkei ist bereit sowohl mit den internationalen Koalitionsgruppen als auch mit Russland gemeinsame Maßnahmen zu ergreifen”, sagte Erdogan.

Die Operation, welche den Namen “Schild des Euphrat” trägt, umfassen türkische Spezialeinheiten, die türkische Armee und etwa 1.500 Militante welche unter der sogenannten Marke der “Freien Syrischen Armee” operieren. Die türkisch geführten Gruppen versuchen als erstes die vom Islamischen Staat kontrollierte Stadt Dscharabulus (Jarabulus) zu erobern.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters haben türkische Kampfpanzer bereits die syrische Grenze überschritten und operieren innerhalb Syrien.

Türkische Kampfpanzer während der Operation

Türkische Kampfpanzer während der Operation

Medienberichte besagen, dass Ankara Moskau über die Operation zur Eroberung der Stadt Dscharabulus im Vorfeld informierte. Der türkische Rundfunksender NTV berichtete, unter Berufung auf militärische Quellen, dass die Operation zur Befreiung der Stadt 15 Tage in Anspruch nehmen soll.

Es ist schwer militante Gruppen, welche an der türkischen Operation beteiligt sind aufzuzeigen. Militante der Gruppe Harakat Nour al-Din al-Zenki wurden zum Beispiel bei der Operation bereits gesichtet:

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Was wir über die militärische Lage wissen:

  • Um 04:00 Uhr begann das Militär, Ziele des Islamischen Staat nahe Dscharabulus massiv zu beschießen.

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  • Gegen 08:00 Uhr überquerten rund 250 türkische Spezialkräfte (Bordo Bereliler) und 1.500 von der Türkei unterstützte Militante die syrische Grenze.
  • Einige Quellen schätzen die Gesamtzahl der Militanten, welche sich an der Operation beteiligen, könnten auf über 1.500. Die nachfolgende Karte zeigt die Zahl der Verlegten Militanten aus dem Gouvernements Aleppo und Latakia.

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  • Gegen 12:00 Uhr überquerten einige Kampfpanzer und gepanzerte Fahrzeuge die syrische Grenze, um die Operation zu unterstützen.

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  • Türkische Kampfflugzeuge und Artillerie beschießen weiterhin Ziele des IS nahe Dscharabulus. Trotz der Behauptung der Türkei sind keine Kampfflugzeuge der US-geführten Koalition involviert.
  • Berichte besagen, dass türkische Techniker an einem Korridor für die weitere Stationierung türkischer Truppen und militärischer Ausrüstung auf syrischem Staatsgebiet arbeiten. Experten glauben das Ankara bis zu zwei Divisionen des 7. Korps der 2. Armee zum Einsatz bringen wird. (Lesen Sie hier eine detaillierte Analyse über die Stärke der möglichen Invasionsstreitmacht)
  • Die türkische Armee und die von der Türkei unterstützten Militanten eroberten Kaklijan, al-Haluwinayah, Tal Shair und stoßen nun in Richtung Dhashtan vor.

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  • Die kurdische Nachrichtenagentur Firat berichtet, das 29 Zivilisten von türkischen Truppen getötet und etwa 3.000 ethnische Kurden aus Dscharabulus und den umliegenden Siedlungen seit dem Beginn der Operation geflohen sind. Diese Berichte können jedoch nicht bestätigt werden.

Die strategischen Ziele der Türkei

Es gibt Spekulationen, wonach die Operation Schild des Euphrat dazu dient, eine Pufferzone im Norden von Syrien zu schaffen, um einen wachsenden Einfluss der von den USA unterstützten kurdischen Gruppen entlang der syrischen Grenze zu verhindern. Im Moment ist es unklar wie Ankara nach der Eroberung von Dscharabulus fortfahren wird. Allerdings sagte der türkische Außenminister Minister Mevlut Cavusoglu bereits, das kurdische Kämpfer östlich des Euphrat zu bleiben haben oder die Türkei “werde tun, was notwendig ist”.

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Es gibt keine Zweifel daran das die Türkei das Ziel verfolgt die “kurdische Bedrohung” in Nordsyrien zu beseitigen. Grob gesagt sieht der Plan wie folgt aus:

  1. Das türkische Militär und von der Türkei unterstützte militante Gruppen vertreiben den Islamischen Staat aus Dscharabulus. (Taktisches Ziel)
  2. Von der Türkei unterstützte militante Gruppen setzen den Vorstoß auf Ziele des IS in Richtung Azaz fort. Mithilfe der türkischen Boden- und Luftstreitkräfte werden die Militanten versuchen das gesamte Gebiet zwischen Dscharabulus und Azaz zu erobern und zu sichern. (Mittelfristiges Ziel)
  3. Die von der Türkei unterstützten Kräfte werden wahrscheinlich versuchen die Stadt Al-Bab im syrischen Gouvernement Aleppo zu erobern. In der Zwischenzeit wird die türkische Regierung den diplomatischen Druck auf die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) erhöhen, um die von den USA unterstützten und mit der PYD verbundenen Kräfte (die Demokratischen Kräfte Syriens) aus dem Gebiet westlich des Euphrat zu vertreiben.

Werden diese Ziele erreicht, werden die durch die Türkei unterstützten militanten Gruppen erheblich gestärkt daraus hervorgehen und damit in der Lage sein, eine wichtige Rolle bei zukünftigen Verhandlungen über eine diplomatische Lösung des Syrienkonflikt zu spielen.

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