Die Zuspitzung der Lage in Nord- und Ostsyrien in den letzten Monaten löste eine neue Welle des Medieninteresses für den Konflikt aus. Erwartungsgemäß haben alle Seiten, die an der Pattsituation beteiligt waren, ihre Propagandabemühungen verstärkt. Jetzt sind mehrere schockierende Videos online erschienen, die in den Jahren 2016-2017 gedreht wurden. Einige Medienorganisationen haben versucht, diese Videos als aktuell zu präsentieren.
Zum Beispiel wurden Videos, die Gräueltaten der von der Türkei unterstützten militanten Gruppen im Nordosten Syriens zeigen (Video 21+), mit Filmmaterial unterlegt, das während der türkischen Operation Olive Branch in Afrin im Jahr 2018 aufgenommen wurde (Video 21+). (Dieser Link wurde nur zu Informationszwecken bereitgestellt. SF empfiehlt mit Nachdruck, diese nicht anzusehen). Pro-kurdische Quellen benutzten alte Videos, um zu versuchen, den internationalen Druck auf die türkische Regierung nach Beginn ihrer Militäroperation im Nordosten Syriens zu erhöhen.
Ein weiterer Fall aus diesem Bereich ist eine Reihe von Videos, die Aktionen vermeintlich russlandnaher Militärfirmen gegen einen syrischen Mann zeigen, der Berichten zufolge zu den IS übergelaufen ist. Diese Videos (Grafik-Video Warnung 21+: here, here, here; Diese Links wurden nur zu Informationszwecken bereitgestellt. SF empfiehlt mit Nachdruck, diese nicht anzusehen) wurden kürzlich in den Medienraum eingestellt und haben die Aufmerksamkeit der englischsprachigen Medien auf sich gezogen.
Die beunruhigende Clip-Serie zeigt die Hinrichtung eines mutmaßlichen syrischen ISIS-Deserteurs durch russischsprachige Männer in taktischer Kleidung. Die Person (laut einigen Medien, Abdullah al-Ismail, 32 – dies bleibt unbestätigt) wird auf den Boden gedrückt, wiederholt mit einem Vorschlaghammer geschlagen. Die Gruppe köpft ihn und schneidet ihm die Arme ab. Das weitere Bildmaterial zeigt, wie sie den Körper verbrennen. Medien berichten, dass die in dem Video gezeigte Personengruppe der sogenannten “Wagner PMC” angehört, einer Gruppe russlandnaher privater Militärfirmen, die in Syrien tätig sind.
Später erschienen weitere Details zu dem Vorfall in den russischen sozialen Medien. Am 21. November veröffentlichte eine inoffizielle Online-Community, die sich mit Aktivitäten des sogenannten „Wagner PMC” befasste, den folgenden anonymen Brief: (source):
Gestern schrieb ein anderer Schlauberger aus dem Internet eine Geschichte über einen armen Sadik (umgangssprachlich: freundlicher syrischer Soldat oder ein Mitglied der regierungsnahen Milizen) und „russischen Monstern”. Fantasten haben sogar irgendwie seinen Namen erfunden. Sie haben viel zusammengesponnen. Für diese Weisen aus dem Internet weise ich darauf hin: das Video wurde im APRIL 2017 gedreht.
Wir haben diesen Dreckskerl Ende Februar oder Anfang März mit nacktem Arsch in der Wüste aufgegabelt, als wir das Gebiet gesichert haben, das vor kurzem von Milizen erobert wurde. Während des Verhörs sagte er, er sei ein Sadyk, seine Einheit sei aus ihrer Position geflohen, als die Milizen ihren Vormarsch begannen, er habe aber Gegenwehr geleistet. Wir haben die Einheit, die er genannt hat, überprüft. Sie wurde von Milizen besiegt, 5 km von dem Ort entfernt, an dem wir ihn gefunden hatten.
Wir haben ihn mitgenommen und ein paar Wochen lang hing er in unseren Posten rum. Wir bauten einen Beobachtungsposten und setzten ihn dort ab, damit er nicht untätig blieb. In der Nacht begannen Milizen, uns zu beschießen. Wir haben das Feuer erwidert. Als wir uns umschauten, war unser Sadyk schon weg. Natürlich hatte keiner Lust oder Gelegenheit, nach ihm zu suchen. Sadiks sind berühmte Läufer. Niemand legte Wert darauf.
Am Morgen wurde unser abgelegener Posten intensiv beschossen. Zwei Selbstmordattentäter explodierten. Drei unserer Kämpfer wurden getötet. Die Milizen haben einen schwer verletzten Kämpfer gefangen genommen.
Am nächsten Tag ließ ein unbemanntes Fahrzeug einen abgetrennten Arm mit einem Telefon in der Nähe desselben Postens fallen. Wir identifizierten ihn anhand der ätowierung und seines Ringes. Auch das Telefon wurde überprüft. Der ursprüngliche Gedanke war, dass es sich um ein IED handelte. Es gab jedoch ein Video, das den gleichen vermissten Sadyk zeigte, der unseren Kerl tötet (zerhackt).
Die Angriffe auf unsere Posten gingen weiter, aber die Milizen hatten keinen Erfolg. Ende April haben wir einen Hinterhalt vorbereitet, die Milizen umzingelt, die kurz davor standen, unseren Posten erneut anzugreifen, sie aufgemischt und drei von ihnen gefangen genommen.
Und siehe da, derselbe vermisste Sadyk, der unseren Typen geviertelt hatte, war unter ihnen. Er gestand alles. Was sonst sollten wir mit ihm machen? Die Jungs erinnerten sich noch an alles und gingen genauso mit ihm um ,wie er mit unserem Kämpfer. Und als Warnung haben sie auch ein Video für die Milizen aufgenommen. Die Antwort. Die Arschlöcher sollten es wissen. Und jetzt erfinden Internet-Besserwisser Märchen. Nichts Persönliches, nur der Krieg gegen das Böse.