Ursprünglich erschienen bei Ein Parteibuch
Der Sieg für den Brexit in der Volksabstimmung in UK und die damit einhergehende Krise der EU sind Folgen des fanatischen Strebens der Mächtigen der sogenannten „westlichen Wertegemeinschaft“ nach der totalen Weltherrschaft. Da keine politische Kursänderung zu erwarten ist, sind weitere Zerfallsprozesse im europäischen Teil des überdehnten Empires von Wall Street wahrscheinlich.
Begonnen hatte die EU nach dem zweiten Weltkrieg als Projekt der Herrscher in Washington, die nach dem Krieg als einzige noch über eine funktionierende Industrie verfügten und damit aus dem Krieg als die mit Abstand stärkste Macht der Welt hervorgegangen waren, um die im zweiten Weltkrieg eroberten europäischen Gebiete wirtschaftlich zu einem Block zusammenzufassen, um die westeuropäischen Staaten als einheitlichen Wirtschaftsblock feindlich gegen Moskau und die europäische Einflusssphäre Moskaus in Stellung bringen zu können. Die Montanunion, wie die EU damals noch genannt wurde, diente dabei in erster Linie der wirtschaftlichen Flankierung des von Washington geführten Militärbündnisses NATO, das demselben Zweck diente, nämlich dem Aufrechterhalten des Drucks auf Moskau, nachdem der britisch-amerikanische Plan zur Eroberung von Moskau im zweiten Weltkrieg aufgrund militärischer Undurchführbarkeit verworfen werden musste. Zusammen mit dem von Militär und Geheimdiensten installierten Propaganda-Apparat, der von den Herrschern über Wall Street und ihren Handlangern als „freie Presse“ und „freie Medien“ vermarktet wurde, und den in eine Maschine zur Gehirnwäsche gegen Moskau umfunktionierten Erziehungs- und Bildungseinrichtungen der westlichen Welt bildeten die NATO und die Vorläufer der EU das Kernstück des von Wall Street und der City of London in den folgenden Jahrzehnten vorangetriebenen Hybridkrieges gegen Moskau, der aufgrund des eher im Hintergrund oder auf fernab der Hauptkonfrontationslinie liegenden Schlachtfeldern erfolgenden Einsatzes der militärischen Hauptkräfte auch als „kalter Krieg“ bezeichnet wird. Flankiert wurde die neokoloniale US-Politik des kalten Krieges in Westeuropa durch die atypische strategische Entscheidung Washingtons, Westeuropa, allen voran Westdeutschland, anders als US-Neokolonien etwa in Südamerika und Afrika, nicht auszuplündern, sondern sie mit Investitionen, Industrie- und Sozialpolitik wohlhabend zu machen, um so den zur Aufrechterhaltung der US-Herrschaft notwendigen Einsatz militärischer Gewalt, wie er etwa im NATO-Programm Gladio erfolgt ist, minimieren zu können, und gleichzeitig dem Osten, allen voran Ostdeutschland, zu demonstrieren, dass das westliche System mehr Wohlstand bringt und attraktiver als das östliche System ist.
Und diese hybride Kriegsstrategie Washingtons gegen Moskau funktionierte tatsächlich. Ab etwa Ende der 80er-Jahre war Moskau nicht mehr in der Lage und Willens, zu verhindern, dass Washington wirtschaftliche Probleme dazu ausnutzte, eine Reihe „bunter Revolutionen“ anzuzetteln, durch die in Osteuropa reihenweise Moskau-freundliche Regierungen purzelten, wobei es Washington in einigen Fällen nicht einmal nötig hatte, dem Regime Change mit dem sonst üblichen False-Flag-Terror auf die Sprünge zu helfen. Der Effekt war so stark, dass selbst innerhalb der Sowjetunion Chaos ausbrach, im Baltikum neonazistisch angehauchte Russenfeinde die Macht ergreifen konnten, und ein blutiger Putsch in Moskau selbst schließlich mit der Auflösung der Sowjetunion einherging. Lediglich wenige Ausnahmen gab es, etwa im blockfreien Jugoslawien, wo Belgrad sich gegen die Zerschlagung des Staates durch Separatisten und Terroristen stemmte.
Wall Street und Washington sahen den „Sieg im kalten Krieg“ als Chance zur Vereinnahmung der von Moskau nicht länger geschützten Staaten in ihr Empire. Das betraf inbesondere Osteuropa, das durch die Aufnahme in westliche Bündnisstrukturen dem Einflussbereich Moskaus endgültig entzogen werden sollte, Mittel- und Zentralasien, wo Moskau zu schwach schien, um sich dem Zugriff Washingtons auf die dortigen Energieressourcen widersetzen zu können, Westasien, das von Moskau nicht mehr gegen eine Transformierung im Interesse des von Wall Street geliebten zionistischen Apartheidregimes geschützt werden konnte, und später auch Teile Nordafrikas, wo es noch einige Reste an Unabhängigkeit gab, die nun nicht mehr auf viel Unterstützung durch Moskau hoffen brauchten. Selbstverständlich sind die Interessen und Kalküle Washingtons in der Realität nicht ganz so monokausal wie hier dargestellt, sondern sich vielfältig überlappend, doch mag die Vereinfachung dabei helfen, die auf Weltherrschaft abzielenden Motive hinter der seit den Ende des kalten Krieges zu beobachtenden amerikanisch-europäischen Expansion zu verstehen.
Gängige Methoden dieser Expansion des Empires reichten von wirtschaftlichen Belohnungen und Bestrafungen über Propaganda, Bestechung, Infiltration, Farbenrevolutionen und Terror bis hin zum offenen Angriffskrieg. Die Aufgabenverteilung zwischen NATO und EU hat Washington dabei etwa verteilt wie die zwischen Zuckerbrit und Peitsche. Während die EU bei der Expansion des Empires für Zuckerbrot und wirtschaftliche Belohnungen zuständig ist, ist die NATO für die Peitsche, Herrschaftsausübung durch harte Gewalt und Terror, zuständig. In den 90er Jahren sah es auch zunächst mal so aus, dass das recht gut funktionieren würde. NATO und EU gelang es, sich beinahe synchron nach Osteuropa auszubreiten, das widerspenstige Jugoslawien wurde unter deutsch-amerikanischer Federführung durch die Förderung von Separatismus und Terrorismus zerschlagen und nach einem offenen NATO-Angriffskrieg unterwarf sich schließlich auch Belgrad, in Westasien war zwar der direkte Zugriff Washingtons auf die größten irakischen Ölfelder zwar noch nicht hergestellt, aber es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis Washingtons militärisch-wirtschaftliches Maßnahmenpaket zur Vernichtung 500.000 irakischer Kinder entsprechende Früchte tragen würde, die ehemals von Moskau dominierten öl- und gasreichen Regionen Zentralasiens wimmelten nur so von Agenten der USA und ihrer türkischen und saudischen Partner und im Kaukasus war es Washington gelungen, Russland durch massenhaften Terrorismus in Tschetschenien zu schwächen und zu binden, während Washington erstmals einen Haushaltsüberschuss vorlegen konnte. Nichts, so schien es zur Jahrtausendwende, könnte Washington bei der globalen Durchsetzung des US-Weltherrschaftsanspruchs noch aufhalten.
Und die Herrscher von Wall Street und ihre europäischen Lakaien konnte es gar schnell genug gehen. Während Festlandeuropa mit dem Euro handlich als großes Kolonialpaket zusammengepackt war, ging die Expansion weiter mit Osterweiterungen, der Besatzung Afghanistans als Sprungbrett für die Kontrolle über das Öl Zentralasiens, die Besatzung des Irak zum Beginn der Transformierung Westasiens im israelischen Sinne, reihenweise „Farbenrevolutionen“ mit und ohne Unterstützung durch westlich gesponsorten Terror, etwa in Jugoslawien, Georgien, der Ukraine, Kirgistan und dem Libanon sowie Dutzenden weiteren Versuchen von Farbenrevolutionen, etwa in Armenien und Weißrussland, und einem direkten militärischen Angriff georgischer US-Lakaien auf russische Truppen. Die Kosten der Expansion des Empires wurden über die Ausplünderung der zuvor vom „Washington Consensus“ einigermaßen verschonten Bevölkerungen Westeuropas und Nordamerikas aufgebracht. Da der Systemwettbewerb mit Moskau gewonnen war, konnten die wohlhabenden Schaufensterdemokratien des industrialisierten Westens geschlachtet werden. Und selbstverständlich genehmigten die Herrscher von Wall Street sich und ihresgleichen dabei durch die Verlagerung der Industrieproduktion aus den USA und Westeuropa an Niedriglohnstandorte in neueren US-Neokolonien, Fusionen zur Aussschaltung von Wettbewerb und obendrein staatsfinanzierte Bankenrettungspakete auch noch mal einen kräftigen Extrabonus.
Dass die Expansionsmaßnahmen im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends trotz gewaltiger Kosten oft Fehlschläge waren, so etwa in Afghanistan, Irak, dem Libanon und der Ukraine, hinderte Wall Street und seine Lakaien freilich nicht daran, im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausend mit dem Versuch der Expansion des Empires fortzufahren. Nur billiger sollte es sein. Anstatt Libyen und Syrien wie Afghanistan und den Irak militärisch zu besetzen wurden deshalb vom Empire da als Bodentruppen einfach Terroristen von Al Kaida verwendet, während das Empire beim Regime Change in der Ukraine auf Neonazis zurückgriff, wobei das Empire sich aus Kostengründen vor allem auf die Unterstützung der Terroristen durch Propaganda und die Luftwaffe beschränkte.
Zum Brechen des erstarkten russischen Widerstandes gegen die fortgesetzte blutige Expansion des euro-amerikanischen Empires verhängte das Empire wirtschaftliche Strafmaßnahmen gegen Russland. Um China für die Unbotmäßigkeit zu bestrafen, sich politisch an die Seite Russlands gestellt zu haben, arbeitet das Empire an den gegen China und Russland gerichteten Handelsbündnissen TPP und TTIP. Aufkeimender Widerstand der Bevölkerung innerhalb der EU gegen die zur Finanzierung der Expansion erfolgende Ausplünderung der eigenen Bevölkerung bricht das Empire mit der Brüsseler Finanzkeule, wie das am Beispiel Griechenland exemplarisch vorgeführt wurde, und es unter anderem Italien, Spanien und Portigal angedroht wurde.
Natürlich war von Anfang an klar, dass das Führen von Terrorkriegen zur Erweiterung des Empires Nebenfolgen wie Wirtschaftskrisen und Flüchtlingswellen mit sich bringen wird. Doch die Herrscher des expansiven Empires haben ignoriert, dass das politische Folgen innerhalb des Empires haben könnte. Sie waren sich ihrer uneingeschränkten Macht zu sicher.
Das ist der Hintergrund, vor dem der britische Machthaber Cameron es sich gewagt hat, den Stunt zu versuchen, EU-Skeptiker in Britannien durch das Abhalten eines Referendums zur britischen EU-Mitgliedschaft kaltstellen zu wollen. Der gewaltige Propaganda-Apparat des Empires würde ihm schon zum Sieg verhelfen, so das Kalkül dahinter. Doch die britischen Wähler haben sich von der Propaganda von Wall Street und den Drohungen der City of London nicht einschüchtern lassen und die sich ihnen gebotene Chance zum Ausstieg genutzt. In zahlreichen anderen vom expansiven Empire ausgeplünderten Staaten Westeuropas warten viele Leute nur auf eine ähnliche Chance, so etwa die M5S in Italien, der FN in Frankreich und Wilders in den Niederlanden. Und in den USA selbst hat Trump auch noch nicht verloren.
Die Herrscher von Wall Street und ihre Lakaien fürchten sich seit langem erstmals wieder vor der Bevölkerung. Wenn es so weiter geht, wird die Bevölkerung der westlichen Wertegemeinschaft das expansive Empire von Innen zerreißen. Um das zu verhindern, müssten die Herrscher der Wall Street und ihre Lakaien die blutige Expansion des Empires nach Außen und die damit einhergehende Ausplünderung der Bevölkerung im Inneren stoppen. Doch danach sieht es nicht aus. Schon in der nächsten Woche treffen sich die europäischen Lakaien von Wall Street, um eine Verlängerung der Sanktionen gegen Russland wegen Widerstandes gegen die blutige Ausdehnung des Empires zu verlängern.
Die Bevölkerung von Italien wird als erstes die Chance haben, den Brüsseler Lakaien der Wall Street darauf eine passende Antwort zu geben. Im Oktober steht in Italien ein Verfassungsreferendum an, zu dem der dortige Wall-Street-Lakai Ranzi versprochen hat, dass er zurücktritt, wenn er verliert. Anschließende Neuwahlen könnte die M5S wie zuvor die Bürgermeisterwahlen in Rom und Turin gewinnen, womit sie ein Referendum über einen italienischen Ausstieg aus dem expanisven Empire erzwingen könnte.